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TRON - Krieg der Elektronen
Im Grunde ist die Geschichte schlicht, rein oberflächlich betrachtet: Bösewicht contra Gutewicht. Beide mit entsprechendem Anhang. Der eine, wie's sich ziemt, voller Arg, der andere ein Mensch mit Moral. Und natürlich siegt das Gute auch hier, jedweder rauhen Realität zum Trotze. Aber so einfach ist das Geschehen in „TRON" nicht abzutun. Von der hervorragenden Tricktechnik, den faszinierenden Computergrafiken und den überraschenden Sound-Effekten, auf die wir noch zu sprechen kommen, ganz abgesehen. Der Film zeigt, wie Science Fiction-Film auch sein kann. Dazu steht im Mittelpunkt der Handlung das Grundthema unseres Magazins: Das Tele-Spiel. Flynn (Jeff Bridges), Erfinder von Telespielen und Programmierer in der Computerfirma ENCOM, sieht sich um die Früchte seiner Arbeit gebracht. Durch Dillinger (David Warner), einen korrupten Manager des Unternehmens, der seine Pläne gestohlen hat. Flynn wie Dillinger haben Zugang zum Master Control Program; Dillinger hat den Vorteil, unmittelbar auf dieses "Steuerprogramm" einwirken zu können. In seinem Sinne, versteht sich. Als Flynn dem geistigen Diebstahl via Computer auf die Spur kommt, schaltet der Computer in doppelter Hinsicht: Flynn wird in das Elektronengehirn gezogen und in eine Art lebendes Elektron verwandelt. Fortan spielt die Story in den Chips und Schaltkreisen des Computers. Für TeleMatch-Freunde und Trick-Begeisterte ist der Film gleichermaßen interessant. Denn die sonst auf dem Bildschirm sichtbaren Pünktchen, die durch perfekte Programme zu bewegten Figuren gefügt sind, nehmen in TRON Gestalt an, sind „vermenschlichte" Programme. Der eigentlich ja spielerische Kampf um Punkte wird hier zur Auseinandersetzung um Leben und Tod. Alles dies auf der Grundlage, daß ein Programm im wahrsten Sinne des Wortes zum "Leben" erweckt wird. Schon beim Start des Films in den USA, im Juli des Jahres, stritten sich die Telespielhersteller Atari und Mattel um die geistige Urheberschaft der bei TRON verwendeten Spiele. Überflüssigerweise. Verschiedenste Elemente aus dem reichen Telespielangebot dienten den Disney-Leuten als Anregung. Deutlich erkennbar sind nur gewisse Anlehnungen an den Milliarden-Hit "Pac-Man" und "Asteroids". Mattel indes hat aus der Not eine Tugend gemacht: TRON 1 und TRON 2 heißen die Telespielcassetten für "Intellivision", die im Januar 1983 auf den Markt kommen sollen. TRON 1 ist im Dezember hier zu haben. Womit Mattels Marketing-Strategen offensichtlich an den Erfolg der – ebenfalls filmbezogenen – Cassette "Das Imperium schlagt zurück" (in Deutschland von Parker für’s Atari-System erhältlich) anknüpfen wollen. Sound-Effekte spielen in Filmen eine wichtige Rolle im dramaturgischen Ablauf. Ihr Zustandekommen ist für den normalen Zuschauer kaum von Belang. Uns aber erscheint das im Falle TRON besonders wichtig und bemerkenswert. Die TRON Sound-Effekte sind zum größten Teil auf Privat-Computern entstanden, die gemeinhin zum perfekten Telespielen dienen: Dem Atari 800 und dem Apple II. Beides handelsübliche Geräte, ohne Extras. Bliebe noch ein Blick auf die optische Ausstattung: Unschwer ist erkennbar, daß Douglas Trumbull mit seinen Neon-Special-Effects (wie bei "Unheimliche Begegnung der Dritten Art" und gerade beim "Blade Runner" angewandt) Pate stand. Hintergrunde wurden teils auf hergebrachte Art hergestellt, also gemalt, teils durch Rückpro eingespielt und durch Computer erzeugt.

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Source type Magazine
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Document type Feature
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Page count 4
Pages pp. 26-29

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Id 3006
Availability Free
Inserted 2016-12-28