Ihm gebührt der Ruhm, der erste deutsche Zeichner gewesen zu sein, der professionell mit Disney-Figuren gearbeitet hat: Volker Reiche, Jahrgang 1944, konnte 1979 seine erste Donald Duck-Story in Holland bei Oberon veröffentlichen. Obwohl er erst vergleichsweise spät zum Comiczeichnen gekommen ist, kann seine künstlerische Karriere doch exemplarisch für jene neue Generation deutscher Zeichner gesehen werden, denen es gelungen ist, den Schritt vom Fandom ins Lager der Professionalität zu tun. Jahrelang galt er (zusammen mit Mali & Werner) als der deutsche Underground-Zeichner schlechthin, ein Ruhm, der sich vor allem auf seinen 1976 privat veröffentlichten Männer-Emanzo-Comic Liebe begründete. Doch nicht nur die sich immer weiter verbessernde grafische Technik, sondern gerade auch seine besondere Fähigkeit, gute, und d.h. vor allem spannende, lustige und interessante Geschichten erzählen zu können, hoben ihn schnell aus der Masse der übrigen deutschen Zeichner heraus. So veröffentlichte er neben seinen Donald Duck-Geschichten u.a. noch regelmäßig in den satirischen Magazinen Pardon und Titanic sowie in dem legendären Underground-Magazin Hinz & Kunz.
Ab 1982 war Volker Reiche einige Jahre Animationszeichner für Donald Duck- und Asterix-Werbetrickfilme, mit denen im Fernsehen für die Hefte bzw. Alben geworben wurde, und 1984 erfolgte die Veröffentlichung des Sammelbandes Volker Reiche-Erwachsenencomics aus deutschen Landen (Volksverlag) und Willi Wiedehopf räumt auf (Semmel Verlag). Seit dem Herbst 1985 schreibt und zeichnet er Mecki und seine Freunde wöchentlich für die Hörzu.
Das hier abgedruckte Gespräch wurde 1980 geführt, zu einem Zeitpunkt also, da Volker Reiche noch vorwiegend für Oberon arbeitete. Um seine unmittelbare Meinung zur damaligen Disney-Produktion nicht zu verwässern, wurde darauf verzichtet, das Interview zu überarbeiten; in einem angekoppelten zweiten kurzen Gespräch von 1986 wird, gleichsam in der Rückschau, einiges von dem vorher Gesagten leicht revidiert. Der deutsche Erstabdruck erfolgte seinerzeit in dem Comic-Fachmagazin Comixene Nr.35/1981.
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