Daß die Micky Maus heute immer noch Deutschlands erfolgreichstes Comic-Heft ist, hat der in Stuttgart ansässige Ehapa Verlag zum großen Teil auch ihr zu verdanken: die am 7. Dezember 1908 geborene Erika Fuchs war über Jahrzehnte hinweg die Chefredakteurin und erste Übersetzerin von Carl Barks und anderen Disney-Künstlem. In ihrer unübertroffenen Art hat sie es geschafft, deutschen Kindern den Geist und die Atmosphäre des amerikanischen Duckburghs so zu vermitteln, daß wir als Leser gar nicht auf die Idee kamen, Entenhausen könne woanders liegen als in unserer Nachbarschaft. Ohne inhaltlichen Substanzverlust übertrug sie den in Carl Barks’ Stories vorhandenen Sprachwitz ins Deutsche und entwickelte bei allen Figuren vermittels ganz bestimmter Sprechweisen und Ausdrücke den jeweiligen Charakter. Dabei sind einige ihrer Wortschöpfungen und Redewendungen heute fast schon zu geflügelten Worten des täglichen Lebens geworden. Die geniale Komik ihrer Übersetzungen ergab sich oft aus der besonderen Geschicklichkeit, aktuelle Zeitereignisse sprachlich in die Texte einfließen zu lassen und gleichzeitig auf groteske Weise zu verfremden.
Den Posten einer Chefredakteurin hat Dr. Erika Fuchs schon vor einigen Jahren an Dorit Kinkel weitergereicht, doch noch immer ist sie, wenn auch in viel geringerem Maße als früher, schöpferisch für die Micky Maus tätig, wobei sie mit ihren Wortspielereien und Alliterationen immer noch den Nerv der jeweiligen Zeit zu treffen weiß.
Das Gespräch wurde 1981 von Wolfgang Koczian für den Deutschlandfunk/Köln aufgenommen.
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