Der Zeichentrickfilm erlebte seine Geburt als Stiefkind der großen Kinofilme. Die ersten richtigen Trickfilm-Studios begannen etwa 1913 damit, kurze Streifen zu produzieren, exakt zu der Zeit, als die Filmindustrie ihre Aufmerksamkeit von Kurzfilmen auf abendfüllende Spielfilme verlagerte. In den folgenden 15 Jahren sollte allerdings noch niemand die Trickfilme ernst nehmen. Die meisten davon waren schließlich Massenprodukte, angefüllt mit steifen, klischeehaften und unnatürlichen Tricks und uninspirierten Einfällen. Zwar ragten einige, darunter die Serie Felix the Cat, weit über den Rest hinaus, aber in den Tagen des Stummfilms war es schwer, der Öffentlichkeit und den Kritikern Begeisterung für eine solche Sache zu entlocken.
Das änderte sich erst 1928. Von diesem Jahr an bis zum Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg verbesserten sich die Trickfilme inhaltlich mit Riesenschritten, wodurch auch ihr Ansehen beim Publikum wuchs. Es war fast, als würde die gesamte Entwicklung des Kinos von The Great Train Robbery (1903) bis zu Citizen Kane (1941) in weniger als einem Dutzend Jahren bewältigt. Der Trickfilm fing ganz unten an und stieg ganz nach oben.
Walt Disney war der Urheber dieser Wandlung. Ihm waren nur ein paar wichtige Namen vorausgegangen - in erster Linie Winsor McCay -, bis andere zu ihm stießen, vor allem Regisseure wie Tex Avery, Bob Clampett, Chuck Jones und einige mehr, die bei MGM und Warner Brothers die Trickfilmarbeit in den 40er und 50er Jahren vorantrieben. Aber auch die Animatoren, die vor Disney arbeiteten, wären ohne ihn in Vergessenheit geraten, und die später folgenden Regisseure hätten sich anders entwickelt, wäre er nicht ihr geistiger Vater gewesen. Disney war eben die große Ausnahme, und die Geschichte von Hollywoods Trickfilmen zu erzählen heißt immer, die von Disney und seinem Studio zu erzählen.
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